09 April 2010

Sikkim und wie ich beinahe verhaftet wurde / Sikkim and how i nearly got arrested

English below...

Sikkim ist ein Teil Indiens mit niedriger Bevoelkerungsdichte und dem dritthoechsten Gipfel der Welt: Kanchenjunga(8.586 m). Die Hauptstadt ist Gangtok.

Die Strasse dorthin fuehrt durch ein langes schmales und kurviges Tal und bringt taeglich ca. 8000 Fahrzeuge dorthin (und wieder zurueck). Das sind zu 90 % Jeeps mit je 10 Fahrgaesten. Wer mich kennt weiss schon dass das fuer meinen Geschmack viel zu viel ist. Trekken in die interessanten Gebiete kann man nur mit Permit und man muss eine Gruppe von mindestens 2 (teilweise 4) Auslaendern mit Guide sein. Permits in den Norden muessen mindestens 45 Tage im Voraus beantragt werden. Sikkim war bis 1975 ein unabhängiges Königreich. Die Menschen in Sikkim sind (fast) alle sehr nett und hilfsbereit. Dennoch habe ich meine Plaene geaendert und ziehe heute weiter gen Westen. Als ich mein Jeepticket kaufen moechte wollen sie mir keines geben, denn ich moechte nicht in der letzten Reihe sitzen auf der kurvigen Strasse und an Einzelpersonen wollen sie die vorderen Reihen nicht vergeben. Ich demonstriere lebhaft mit Gesten was passiert wenn ich hinten sitze und die Lacher sind damit auf meiner Seite. Danach klappt es auch mit dem Sitz in der zweiten Reihe. Jedoch sagen sie ich muesse lange warten. Das macht mir nix, schliesslich habe ich Zeit. Doch ploetzlich geht alles ganz schnell. Ein Inder kommt,fragt ob ich nach Siliguri moechte.“Ja“ sage ich „aber ich habe schon ein Ticket.“ „Das macht nix, komm mit mir.“ Ich widerspreche erstmal und zeige die Autonummer meines Tickets. Er laeuft los, hat ein paar Diskussionen mit den Fahrern und kommt zurueck. Wiedereinmal wurde ich verkauft. Verkauft von einem Auto ins andere. Er sagt wir wuerden sofort losfahren und ich koenne sitzen wo ich wolle. Wow, ich sag’s ja immer, wenn man mit einem Laecheln rumlaeuft zieht man nette Leute an.
Er moechte seinen halbseitig gelaehmten Vater ins Krankenhaus bringen. Wir holen ihn zuhause ab. Zuhause ist in dem Fall im Militaerbezirk. Am Eingang wird Das Auto registriert und ich wundere mich dass sie mich als Auslaender da einfach so reinlassen. Waehrend Santosh seinen Vater holt bestaune ich die vielen wohltrainierten Hintern der umherlaufenden Soldaten. Ploetzlich tauchen zwei Maenner mit Gewehren auf. Das ist ja erstmal nichts ungewoehnliches In einem Militaerbezirk. Als sie mich jedoch fixieren und sich links und rechts von mir hinstellen wird es mir leicht unbehaglich. Ich schenke ihnen ein Laecheln. Aber das bewirkt nur dass sie krampfhaft versuchen nicht zurueck zu laecheln. Da taucht ein Offizier auf. Was ich hier mache fragt er freundlich. Ich fahre nach Siliguri und warte auf die anderen Insassen des Jeeps. „Das geht aber nicht, Miss! Es tut mir leid, aber Auslaender sind hier im Militaerbezirk nicht erlaubt.“ „Ahh, das dachte ich mir auch. Aber am Eingangstor haben sie mich einfach reingelassen.“ Da tauchen Santosh, der Fahrer und die anderen Insassen auf. Nun wird die Diskussion natuerlich in indisch weitergefuehrt. Ich schaue eine Weile zu. Als der Fahrer seinen Fuehrerschein und Pass zeigen muss mische ich mich ein und frage ob sie auch meinen Reisepass braeuchten. „Nein Miss.“ Sagt der ungalublich gutaussehende Offizier . Ich verstehe es zwar nicht, aber sein Laecheln hat mich entwaffnet und ich halte meinen Mund. Nach 5 Minuten Diskussion unter den Maennern duerfen wir weiterfahren. Am Tor werden wir gestoppt. Der Fahrer muss wieder saemtliche Dokumente zeigen. Die oertliche Polizei wird angerufen und es wird geklaert ob die Dokumente echt sind. Wieder 10 Minuten dahin. Das stoert mich allerdings wirklich nicht, denn ich habe ja immer noch die schoenen Aussichten um mich herumlaufen und bin abgelenkt. Weiter geht die Fahrt, bis zur naechsten Polizeistation. Dort wird wieder der Fahrer hineingerufen. Nach einer Weile kommt er mit einem Block und ich muss meine Adresse draufschreiben. Ich haette genausogut eine Adresse in Timbuktu angeben koennen, denn bis jetzt hat noch immer niemand meinen Pass begutachtet. Als naechstes moechten sie mein Alter wissen. Ich bin nun doch etwas beunruhigt und gehe auch einfach mal rein. Ob sie meinen Reisepass braeuchten frage ich. „Aber nein, Miss. Es ist alles in Ordnung! Bitte verzeihen Sie die Unannehmlichkeiten! Eine schoene Reise noch!“ Und mit diesen Worten durefen wir von nun an ungehindert weiterfahren...






English
Sikkim is a part of India with low population and the third highest summit of the world: Kanchenjunga (8.586 m). The capital is Gangtok. The road to Gangtok curves through a long valley. 8000 jeeps with usually 10 passengers come to there every day (and leave it as well). People who know me can guess that this is too much for my taste. Trekking into the interesting areas can be done only in groups of 2 (some areas 4) foreigners with guide and requires special permit. A permit to the north has to be applied for 45 days in advance. Until 1975 Sikkim was an independent kingdom. Most people are very nice, friendly and helpful. Anyhow I am changing my plans and travel to the north west of India.
When I try to buy my jeep ticket they don’t want to give me one because I won’t like to sit in the last row. With lively gestures I demonstrate them what happens if I got to sit in the last row. The guys find this very funny and laugh. After that they give me a ticket but tell me that it can last long time until the car leaves. That is no problem for me because I have lots of time. But suddenly everything goes very quick: A guy asks me where I want to go and says I could join his car. We would leave immediately. “wait wait, I got already a ticket” I say and show him the car number of my ticket. He walks away, has some discussions with the drivers and for another time I am sold. Sold from one vehicle to another one. We start immediately and I can freely choose my seat. I always say it… a smile attracts usually the nice people.
He is going to bring his half side paralyzed Father to the hospital. WE go to pick him up at home. Home in this case is in a military area. At the gate they register our car number. However they don’t stop me and I wonder that foreigners are allowed to enter this area. When Santosh goes to pick up his father I stay outside the car and gaze to the well formed butts of soldiers walking all around me. Suddenly two soldiers with riffle show up. Well, it is nothing really special for a military area. But when they place themselves on my left and right side I start getting slightly uncomfortable. I give them a wide smile but it only causes them that they frantically try not to smile back. A officer appears and asks me what I was doing here. “I am driving to Siliguri and I am waiting for the other passengers of the jeep” I say. “But this is impossible, Miss! I am very sorry but foreigners are not allowed to this area.” “Ahhh, I thought so, too. But why did you let me in first hand if it is permitted?” At this moment Santosh and the other passengers arrive. The discussion is continued in Hindi. I watch for a while. When the driver is asked to show his driving license and id card I ask whether they would need my passport, too. “No Miss” say the incredible handsome officer. I don’t really understand it but his smile disarms me and I keep my mouth shut. After 5 more minutes we can drive away. At the gate we are stopped. The driver has to show all his documents again and they call the police station to confirm the data. Another 10 minutes pass. But it doesn’t matter to me. I still have all the good views walking around me and so I am distracted. We continue our journey until the next police check point. Again they call the driver in to show his documents. After a while he comes out with a notebook and I have to write down my address. I could write down any address in Timbuktu because till now still nobody has checked my passport. Next he comes to ask my age. Now I slowly feel inconvenient and also go into the station. I ask whether they need my passport. “Oh no Miss. Everything is fine. Please excuse the inconvenience! Have a nice journey!” And just like this we are allowed to continue our journey without further interruption…

reisegeschichten

Asien hat mich wieder und hier ist einer meiner Lieblingsplaetze in Kathmandu: Bodnath





Lange habe ich nichts geschrieben. Ich musste meine Asienreise fuer 3 Monate unterbrechen. Jetzt bin ich back on the roads again. Ich hatte jede Menge Zeit zum Schreiben waehrend ich auf Anschlussfluege, Busse oder Jeeps wartete und das kommt dabei raus...

Wenn Du reist siehst du viel. Viele Dinge versuchst du zu verstehen. Einige Dinge moechtest du gar nicht verstehen und andere Dinge aendern Dein Leben ein wenig. Seit in unserem Bus der Bremsschlauch mit Kondom repariert wurde (ich erzaehlte ausfuehrlich im Bericht von Manali nach Leh) trage ich zum Beispiel immer Kondome im Erste-Hilfe-Paeckchen herum. Das wiederum wird von Einheimischen oft mit einem unglaeubigen Blick aus den Augenwinkeln betrachtet. Maenner stossen sich gerne in die Seite und tuscheln dann etwas mit erwartungsvollem Blick. Aber sorry meine Herren, die sind fuer Busunfaelle oder sonstige Notfaelle gedacht! ;-)

Seit 20 Stunden sitze ich nun in einem Bus der nicht fuer 1,7-Meter-Menschen gebaut wurde. Waehrend der Busfahrer und seine Crew einen platten Reifen wechseln hocke ich hier und beobachte die Mitreisenden. Wieder einmal faellt mir auf wie sehr die Menschen hier schaeumen. Ja, sie scheinen ueberzuschaeumen vor Glueck. Sei es nun beim Haarewaschen oder Zaehneputzen es wird immer kraeftig geschaeumt. Aber vielleicht ist ja genau das das Geheimnis der glaenzenden Haare und strahlend weissen Zaehne. Ich werde es versuchen und heute abend auch kraeftig schaeumen.
Das Transportsystem in Nepal ist sehr effektiv. So musste ich waehrend meiner Fahrt zur Grenze 3 mal den Bus wechseln. Wenn der Bus nicht mehr voll ist wird einfach der naechste oertliche Bus angehalten. Der Fahrer zahlt einen Fahrpreis an den naechsten Busfahrer und die Insassen werden weiter transportiert. Faszinierend dabei finde ich immer wieder wie sie besonders auf Auslaender und alleinreisende Kinder achtgeben. Ja, als Auslaender werde ich dabei behuetet wie ein Kind und darf bei den Fahrern sitzen waehrend der Pausen. Beim Wechsel in den naechsten Bus geht die Information ueber mein Ziel der Reise nie verloren und ich werde immer informiert wie lange Pause ist, wie lange es noch zum Ziel dauert. Beim Aussteigen werden mir noch Tips gegeben in welche Richtung in laufen muss um Guesthouses zu finden.

Mit den Einheimischen Mitreisenden habe ich bisher in allen Laendern die gleiche Erfahrung gemacht: Erst beobachtet man mich. Eventuell werde ich gleich vor Abfahrt gefragt ob ich alleine reise. Doch dann schweigt man. Erst gegen Ende der Fahrt kommt ein Gespraech in Gang, das oft interessant ist, jedoch wegen Zeitmangels viel zu kurz ausfaellt. Das ist auch in Nepal so. Dafuer habe ich oft schon nach 5 Minuten das erste Kind auf dem Schoss. Sie sind ja alle suess die kleinen Scheisserchen. Nur sie tragen ja keine Windeln und ich sorge mich immer dass ich nass oder beschi...(sorry) werde. Bis jetzt ist allerdings noch nie was passiert. Ja, sowieso ist es verwunderlich wie ruhig die Babys hier sind. Sie sitzen oft stundenlang bei einem Fremden auf dem Schoss in einem Bus der in Serpentinen durch die Gegend wackelt und man hoert keinen Mucks von ihnen. Sie schlafen einfach. So mache ich das uebrigens meistens auch.

Da mich der Reisedurchfall in Gangtok fuer ein paar Tage ausser Gefecht gesetzt hat habe ich mich ausser Schlafen dem Stadtbummeln hingegeben. Obwohl ich ja eigentlich nichts kaufen moechte habe ich mich hinreissen lassen ein paar Salwars zu probieren. Also um den Hintern und an den Schultern wuerden sie ja passen. Aber an der Brust geht das gar nicht! Platt gedrueckt Richtung Fussspitze. Das Geruecht, dass indische Frauen kleine Busen haben scheint also zu stimmen. Man will mir zwar einreden, dass es perfekt sitzt. Jedoch bin ich der Meinung, dass die Schwerkraft sicher frueher oder spaeter ihr Debuet fordern wird und ich das nicht noch durch Shirtpressen unterstuetzen moechte. Na auf die Weise wird das Geld gespart.

Gerade in Kathmandu habe ich wieder viele Leute getroffen, die zum ersten Mal in Asien sind. Oft regen sie sich ueber das „Rotzen“ auf. Aber hey, schaut mal Bundesliga! Die feinen Herren machen es genauso. Ich selbst hoffe jdeoch auch, dass ich es mir noch nicht unbemerkt angeeignet habe.

Worueber Neuankoemmlinge auch gerne reden ist der Verkehr. Ja, es ist schon bissel chaotisch. Aber das muss eben erst mal gekonnt sein sich in einem solchen Chaos vorwaerts zu bewegen. Die meisten von uns wuerden sicherlich versagen.

Die Abfahrt des Busses war auf 16:00 Uhr geplant.Um 15:30 soll ich dort sein. Lange genug bin ich nun in Asien um zu wissen dass ein verfruehtes Erscheinen unnuetz ist. Also entscheide ich mich um 4 Uhr dort zu sein, meinen Platz mittels eines wertlosen Kleidungsstuecks freizuhalten, meinen Rucksack im Werkzeugfach des Busses einschliessen zu lassen und dann nochmal was Essen zu gehen. Als ich um 16:30 wieder dort bin hat sich einiges veraendert. Die meisten Passagiere sind da. Vor dem Bus stapelt sich eine Menge Gepaeck. Ich beobachte eine Weile und finde dieUrsache der Stapel. Das Dach ist bereits vollgepackt mit Obstkisten. Wohin also mit dem Gepaeck? Es wird viel diskutiert und gestikuliert. Dann um 17:30 scheint einer die zuendende Idee zu haben: “wir machen es einfach wie immer und packen das Gepaeck aufs Dach vor und hinter die Obstkisten.“ So wird es denn gemacht. Der Rest wird im Gang verstaut. Um18:00 geht es dann auch schon los neuen Zielen entgegen.

Jeder hat es schonmal erlebt. Im Urlaub irgendwo wollte ein Taxifahrer den doppelten Preis von Dir kassieren. Mir ist es auch mal wieder passiert: „hallo mein freund. Wohin willst du?“ „zur Busstation.Wieviel kostet es?“ „nur 400,miss.“ “ok, fuer 100 komme ich mit.” “no miss, nicht moeglich. Gib mir 300.” “nein danke. Dann laufe ich. Es ist nicht weit.” “ah, du kennst Kathmandu?” “Ja, ich war schon oft hier.” “ok miss, 100 ist ok.” ...einige Minuten spaeter stellt er die Frage: „wohin moechtest du?“ “nach Kakarbitta zur Grenze” “oh, die Tickets sind schwierig zu kaufen. Ich helfe dir, mein sehr guter freund. Ich kaufe das Ticket fuer dich. Es kostet nur 1500. Sehr guenstig mein Freund.” Ich lache, den ich weiss den Preis fuer das Ticket und anworte: “Oh, du bist ein wirklich guter Freund! Aber danke, ich werde das Ticket selbst kaufen fuer 500. Aber weil du so ein guter Freund bist kann ich es dir fuer einen wirklich guten Preis weiterverkaufen. Fuer dich mein guter Freund nur 750. OK?“ Daraufhin wollte keine Unterhaltung mehr in Gang kommen….

...to be continued...