09 August 2011
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10 January 2011
Trekking - Indien - Mongolei - Himalaya - Motorradtouren - ...
Endlich habe ich es geschafft und mein Hobby zum Beruf gemacht: Ich biete Trekkingtouren, Motorradtouren und Individualreisen in Asien an.
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Bis bald
Heidi
16 August 2010
Flutkatastrophe Ladakh
with new shoes from anette
with new hat from evi
here were dolma's fields before the flood
dolma at the place were her house stood
Als ich am vierten August in Leh ankomme scheint alles wie im vorigen Jahr zu sein. Die Strassen sind gesaeumt mit Marktfrauen, die Obst und Gemuese verkaufen, Souvenirverkaeufern, Trekkingunternehmen und froehlichen Touristen. Jedoch erfahre ich dass viele Strassen nicht mehr befahrbar sind, weil es nach einem Unwetter am vorigen Tag die Bruecken weggeschwemmt hat. Normalerweise regnet es hier um diese Jahreszeit so gut wie gar nicht.
In der Nacht von fuenften auf sechsten haben wir ein heftiges Gewitter. Es hoert sich an als ob das Wasser in Stuecken vom Himmel faellt. Morgens ist es wieder klar. ich ziehe noch in ein anderes Gaestehaus um und wundere mich dass um 10 noch alle Geschaefte und Cafes geschlossen sind. Es muss etwas passiert sein. Rinchen - der Besitzer meines Guesthouses - sagt verwundert: „Was, du weisst es nicht? Es gab eine Flut nahe der Busstation. Viele Menschen starben. Viele Haeuser hat es weggeschwemmt.” Sofort frage ich ob dort Hilfe benoetigt wird. Aber er meint dass schon so viele Leute dort sind. Ich braeuchte nicht zu helfen. Dennoch laufe ich gleich so wie ich bin dorthin.
Die Busstation ist an einem Hang gebaut. Die Strasse fuehrt serpentinenmaessig durch einen Markt hinab. Normalerweise. Heute stehen oben in der ersten Kurve viele Schaulustige, die entsetzt nach unten schauen. Einige fotografieren oder filmen. Als ich an den Rand der Strasse ankomme und nach unten schauen kann bin ich geschockt. Da wo frueher ein lebhafter Markt mit kleinen wusseligen Gassen war ist nun ein riesiger Dreckhaufen. Eine Schlammlawine hat alles uberschwemmt und vieles mit sich gerissen. Unzaehlige Helfer sind dort. Sowohl Einheimische als auch Touristen sind am Arbeiten. Nichts haelt mich mehr und schnell finde ich einen Platz wo ein paar Haende benoetigt werden. Ueberall bilden wir Menschenschlangen und reichen Erde, Steine, Holz, und was eben alles so ausgebuddelt wird weiter. Dafuer benutzen wir Eimer, Kochtoepfe, Schuesseln, Kannen, Decken, Teppiche. Alles was irgendwie geeignet ist wird eingesetzt. Selbst kleine 1-Liter-Toepfe finden Verwendung. Einige schwaechere Maedchen,denen die Ladungen zu schwer sind graben mit blossen Haenden, Loeffeln oder Holzstuecken in der Erde. Wir alle hoffen Ueberlebende zu finden. Ein Bagger trifft an der „Baustelle“ ein. Spaeter am Tag kommen Hilfsteams, die Essen und Wasser austeilen. In der Hitze ist das dringend noetig. Doch leider gibt es auch immer wieder Schaulustige, die nichts besseres zu helfen finden als die Helfer zu fotografieren und zu filmen. Ein Indischer Tourist aus Delhi fragt mich: „Warum wartet Ihr nicht bis die Bagger alles umgraben? Das muesst ihr doch nicht von Hand machen.“ Meine Frage wann denn die Bagger eintreffen wuerden bleibt unbeantwortet. In den Augen der Helfer zaehlt jede Minute, denn eventuell koennten wir ja Menschenleben retten.
Am spaeten Nachmittag faehrt ein Jeep durch und bittet die Helfer darum in den Nachbarort Choklamsar zu kommen. Dort sei die Situation noch schlimmer und es gaebe keine Helfer. Ich laufe los. Auf die LKW-Ladeflaeche des Hilfsfahrzeuges passe ich nicht mehr drauf, weil sie schon mit Helfern ueberladen ist. Mit einem Armeefahrzeug trampe ich dorthin. Geschockt steige ich in Choklamsar aus. Es war frueher ein romantischer Ort, eine gruene Oase in der Bergwueste. Nicht viel ist davon uebrig. Die Strasse steht ca. 30 cm unter Schlammwasser. Das komplette Wohngebiet ist ueberschwemmt. Ich folge den anderen auf der Manimauer (eine Mauer, wo Steine mit heiligen Inschriften niedergelegt werden) in Richtung Ortsmitte. Dazwischen muessen wir manchmal reissende braune schlammige Fluesse auf einem Holsstamm ueberqueren. Die Armee leistet Hilfestellung. Spaeter erfahre ich dass dort normalerweise gar kein Fluesse sind. Einige male laufen wir durch knoecheltiefen Schlamm. Das ist mit Flipflop kein einfaches Unterfangen. Auch das Weiterlaufen danach ist eine einzige Rutschpartie in den Schlappen. Ueberall laufen Soldaten durch ca 60 cm tiefen Schlamm und suchen die Haeuser nach Ueberlebenden und Leichen ab. Das ist fuer sie sehr gefaehrlich, denn wenn sie hinfallen wuerden kaemen sie nicht mehr auf. Als wir ungefaehr 20 Minuten unterwegs sind, entsteht ein Aufruhr. Ploetzlich rennen alle panisch zurueck. Ich frage einen Moench warum sie alle zureuck eilen. Er sagt, dass die Armee eine Durchsage gemacht hat. Es faengt gleich an zu regnen und wenn der Wasserpegel ansteigt kaemen wir nicht mehr zurueck. Der Moench nimmt mich an der Hand weil ich mit den Flipflops nicht schnell genug laufen kann. Vor dem letzten Fluss bildet sich ein „fussgaengerstau“. Die beiden Holzstaemme, die als Bruecke dienen sind schon leicht ueberschwemmt. Nun macht sich auch in mir Angst breit, dass ich nicht mehr zurueck komme. Aber ich schaffe es noch rechtzeitig mit Hilfe der starken Haende zweier Moenche.Wie ich spaeter erfahre haben es zum Glueck auch alle anderen geschafft. Der Fluss steigt nicht weiter an. Muede und erschoepft laufe ich zurueck ins Guesthouse. Unterwegs sehe ich viele Einheimische und auch Touristen mit Gepaeck auf der Strasse laufen und wundere mich noch wo sie alle hin wollen. Als ich im Guesthouse ankomme ist es menschenleer. Dann kommt Rinchen zurueck. Er sagt: „ We all sleep on the Stupa tonight. Another flood is coming. You can stay if you like. Decide yourself. But please close the doors and windows.” Die Stupa ist eine Chorten, die hoch oben auf dem Berg errichtet wurde. Nun, mein Zimmer ist im zweiten Stock, das Haus stabil gebaut und ich halte eine Flucht zunaechst fuer uebertrieben. Als ich jedoch nervoes aus dem Fenster schaue hoere ich wie der Bach nebenan immer lauter wird. Eilig packe ich meine Wertsachen und das noetigste in den Rucksack und renne los. Die Strasse ist parallel zum Bach, jedoch kann man ihn nicht sehen bis ich zur Bruecke komme. Dort stehen einige Leute mit Kamera und filmen. Normalerweise ein Bach ist es jetzt ein reissender brauner Strom. Aus der Uferbefestigung brechen nach und nach Steine aus. Die Weiden am Ufer fallen um. Teile der Strasse brechen ein. Ich erlaube mir ein schnelles Foto, dann eile ich ueber die Bruecke. Ich halte es nicht fuer sehr sinnvoll der Menschenmenge hinauf zur Stupa zu folgen, denn wenn es einen Erdrutsch gibt sind wir alle weg. Also laufe ich zu einem Guesthouse nahe der Stupa, jedoch nicht direkt unterhalb des Berges und weit genug vom Fluss entfernt. Der Sohn des Guesthouses ist ein guter Bekannter und natuerlich schicken sie mich nciht weg. Ich koenne im Speisezimmer schlafen. Dort ist es ziemlich voll. Wir alle sind nervoes. Doch das schweisst zusammen und so bietet mir eine belgische Touristin an in ihrem Zimmer zu schlafen. Im Speisesaal schlaeft eine einheimische Familie deren Haus einfach weggewaschen wurde. Wider Erwarten regnet es kaum in dieser Nacht. Es passiert kein neues Unglueck.
Am fruehen Morgen hole ich mit einer Bekannten meine restlichen Sachen aus dem anderen Guesthouse, denn fuer die naechsten drei Tage ist Regen gemeldet. Die Haelfte der Strasse dorthin ist weggebrochen. Danach wollen wir wieder zur Ungluecksstelle um zu helfen. Es faengt stark zu regnen an. Uns stoert das nicht. Als wir dort ankommen ist nur eine Gruppe von Moenchen am arbeiten. Ich erkenne meinen „Retter“ von gestern. Er erzaehlt mir dass dort wo sie graben ein 13 jaehriges Maedchen vermisst wird. Wir graben mit. Heute ist das viel schwieriger als gestern, denn die Erde ist vom Regen schwer geworden. Mir scheint es unmoeglich dass in dieser dichten Masse ein Mensch ueberleben koennte, jedoch ist ein Funken Hoffnung da. Spaeter kommen Bagger und weitere Helfer. Meine Arme sind vom Graben muede und ich laufe zum Krankenhaus um zu sehen ob es dort eine leichtere Arbeit fuer mich gaebe. Jedoch werden dort im Moment nur Aerzte benoetigt. Ersthelfer sind genuegend vorhanden. Das Erdgeschoss des Krankenhauses ist ebenfalls ueberschwemmt. Untaetig will ich nicht herumsitzen. So gehe ich zurueck zur Ungluecksstelle. Dort wird noch immer gebaggert. Das Maedchen wurde gefunden. Tot. Wir Helfer sortieren nun die Steine, Holz und brauchbare Gegenstaende aus den Erdhaufen. Ich reihe mich irgdenwo ein und schnell sind die mueden Arme vergessen. Armee und Zivilisten arbeiten Hand in Hand. Heute treffen erste Reporter ein. Sie machen Interviews und filmen die Hilfsarbeiten. Oben an der Strasse stehen jede Menge Schaulustiger. Immer wieder werden Trinkwasser und Essen verteilt.
Am Tag 3 nach dem Unglueck sind viele Bagger an der Ungluecksstelle in Leh. Ich trampe wieder zurueck nach Choklamsar weil man mir sagte dass dort dringend Hilfe benoetigt wird. Dort sieht es heute anders aus. Die Strasse ist einigermassen freigeraeumt. Die Soldaten schieben eine Bruecke ueber den Fluss. Einheimische Frauen graben die weggeschwemmten Steine der Manimauer wieder auf. Ich helfe erst mit, denke dann jedoch dass es zwar wichtig fuer sie ist ein Herzstueck ihres Glaubens wieder aufzubauen es aber im Moment noch wichtigere Arbeiten geben wuerde. Der Schlamm ist etwas eingetrocknet und man kann drueberlaufen, jedoch laeuft man wie auf einer dicken weichen Matratze. Wir Helfer gehen von Haus zu Haus und helfen einige Habseligkeiten zu retten, graben nach der Dokumentenkiste oder sortieren Baustoffe. Suchtrupps mit Spuerhunden suchen nach Leichen. Heute wird mir erst das Ausmass der Katastrophe bewusst. Viele Haeuser sind komplett zusammengebrochen und im Schlamm begraben. An anderen fehlt „nur“ eine Mauer. Die verbleibenden Zimmer sind mit Schlamm und Geroell bis zu 1,2 meter hoch gefuellt. Mir faellt allerdings auch auf, wie ruhig die Einheimischen die Situation hinnehmen. Einige sagen mir dass sie Familienangehoerige oder alles Hab und Gut verloren haben. Trotzdem wird nicht gejammert. Es wird einfach versucht das beste aus der Situation zu machen. In Leh wurde inzwischen von der Ladakh-Buddhist-Association eine Organisation gebildet, die die Helfer vor Ort bringt, mit Essen versorgt und Spenden sammelt. Wir alle bekommen eine gelbe Scherpe. Der Sinn der Scherpe wird mir erst klar als ich am Abend zurueck nach Leh moechte. Freundlich werde ich in einem Auto mitgenommen.
Ein paar weitere Tage uebernachten viele Einheimische aus Angst vor einer neuen Flut oben auf der Stupa. Dort gleicht die Situation einem grossen Campingplatzes nahe eines Volksfestes.
In Leh selbst ist die Situation auch noch Tage nach dem Unglueck angespannt. Telefon und Internet funktioniert nur ueber Satelit und natuerlich nur wenn nicht gerade Stromausfall ist. Vor den Internetcafes, Geldautomaten und Telefonen bilden sich Warteschlangen. Jeder moechte zuhause bescheid geben dass ihm nichts passiert ist. Man muss 2 bis 3 Stunden warten, bis man dran kommt. Jeder hat am Computer nur 20 Minuten Zeit um Mails zu verschicken.
In den ersten Tagen nach dem Unglueck fahren morgens um 5::30 viele Touristen an den Flughafen und stellen sich fuer Tickets an, denn die meisten moechten hier weg. Zum einen sind sie getrieben von der Angst einer neuen Ueberschwemmung, zum anderen sehen sie keinen Sinn in einem Trekkinggebiet zu bleiben, wenn sie nicht wandern koennen. Viele Sonderfluege werden eingerichtet. Auf dem Landweg ist Leh fuer einige Tage vom Rest Indiens abgeschnitten.
Seitdem bin ich zusammen mit vielen anderen taeglich in Choklamsar und helfe mit die Haeuser entweder vom Schlamm zu befreien, oder die Ueberreste zusammengebrochener Haeuser fuer neue Haeuser zu sortieren. Langsam gewoehnt man sich an den Anblick. Ausserdem wird alles immer besser organisiert. Auch in die weiter abgelegenen Ortschaften werden nun Hilfstrupps geschickt. Vorm Winter werden die meisten es nicht schaffen sich ein Zuhause einzurichten und werden bei Familie und Freunden unterkommen muessen. Immer wieder bewundere ich die Einheimischen wie sie eine solche Katastrophe einfach so Hinnehmen. Da gibt es kein Jammern oder Wehklagen. Es wurden buddhistische Messen zum Gedenken der Opfer und zum Begleiten der Toten in ein neues Leben abgehalten. Dabei sitzen die Moenche im Tempel und die anderen draussen auf den Treppen und im Vorhof auf dem Boden. Es wird Tee und Chapati ausgeteilt. Man unterhaelt sich,freut sich Freunde zu treffen. Das ganze gleicht beinahe einem Picknick.
In Leh und vor allem im Ortsteil Changspa ist nach einigen Tagen wieder beinahe Alltag eingekehrt. Viele Touristen sind mit den zusaetzlich eingerichteten Fluegen nach Hause geflogen. Wer noch da ist hilft entweder oder sitzt in einem der zahlreichen Cafes und laesst es sich gut gehen. Jedoch kommen kaum neue Touristen, denn die meisten Trekkinggebiete sind noch gesperrt. Viele haben auch Angst herzukommen. Dabei haengt die Existenz vieler Einheimischer vom Toursimus ab . Die Saison ist nur von Juli bis September. Danach kommt der Winter. Jeder Tourist wuerde etwas Verdienst bringen und zur Entspannung der Lage beitragen. Die Strassen nach Srinagar und Manali sind teilweise wieder geoeffnet und so kommen auch wieder frische Lebensmittel hier an.
Wie viele Menschen ums Leben kamen oder wieviele Haeuser vernichtet wurden kann ich hier leider nicht sagen. Die verschiedenen Medien haben sehr unterschiedliche Zahlenangaben. Ich kann jedoch sagen dass ich solch eine Verwuestung noch nie gesehen habe und dass es (so weit mir bekannt) mit keiner Ueberschwemmung bei uns in Deutschland zu vergleichen ist. Das liegt wohl unter anderem an der anderen Bauweise als auch daran dass die Flut voellig unerwartet ueber das Gebiet hereinbrach.
Natuerlich sind viele Menschen auf Spenden angewiesen. Ich moechte an dieser Stelle um Geldspenden auf mein Konto bitten. Das Geld werde ich hier abheben und direkt fuer hilfsbeduerftige Familien verwenden. Sie benoetigen Kleidung, Decken und Werkzeuge zum Wiederaufbau. Auch Schulmaterial fuer Kinder muss neu gekauft werden. Als Privatperson kann ich leider keine Spendenquittungen ausstellen und hoffe auf Ihr Vertrauen. Bitte geben Sie eine Kontaktadresse an, so dass ich Sie ueber die Verwendung Ihrer Spendengelder informieren kann.
Wer Spenden moechte schickt mir bitte eine Mail. Ich sende dann meine Bankdaten zurueck. Vielen Dank fuer Eure Hilfe!!!
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